Im Rahmen meiner Ausbildung zur Erzieherin hatte ich im Mai 2025 die Möglichkeit, gemeinsam mit drei Klassenkameradinnen ein Auslandspraktikum in Österreich zu absolvieren. Vom 05.05. bis zum 29.05. war ich im Montessori Sonnenhaus in Lambach tätig – eine Einrichtung, die sowohl einen Kindergarten als auch eine Schule umfasst. Während meine Mitschülerinnen in anderen Einrichtungen arbeiteten, absolvierte ich mein Praktikum allein im Sonnenhaus – eine Erfahrung, die mich persönlich und fachlich sehr bereichert hat.
Einblick in die Montessori-Pädagogik
Zu Beginn des Praktikums bestand meine Hauptaufgabe darin, zu beobachten. Die Montessori-Pädagogik unterscheidet sich grundlegend von anderen Ansätzen: Sie ist stark bedürfnisorientiert, die Kinder entscheiden selbst, was und wie lange sie etwas tun möchten. Die pädagogischen Fachkräfte begleiten und unterstützen diesen selbstbestimmten Lernprozess.
Der Kindergarten besteht aus einer Gruppe mit 18 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren. Besonders spannend fand ich, dass sich an den Kindergarten eine Schule anschließt, die nach denselben Prinzipien arbeitet. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis etwa 15/16 Jahren setzen sich dort eigene Ziele, entscheiden selbst, was sie lernen möchten, und handeln entsprechend selbstbestimmt.


Viele Menschen reagieren zunächst skeptisch: „Wenn die Kinder selbst entscheiden können, was sie lernen, lernen sie dann überhaupt etwas?“ Doch gerade weil sie bereits im Kindergarten an selbstbestimmtes Lernen herangeführt werden – ohne Leistungsdruck, ohne Noten – entwickeln sie oft eine sehr starke Eigenmotivation. Das Montessori-Leitziel „Hilf mir, es selbst zu tun“ wird dort wirklich gelebt.
Ich hatte das Glück, einen Tag in der Schule hospitieren zu dürfen, was mir einen noch umfassenderen Einblick in diese besondere Lernumgebung ermöglichte.
Persönliche Eindrücke und Reflexion

Für mich war das Praktikum im Sonnenhaus eine sehr besondere und persönliche Erfahrung. Es war nicht nur fachlich bereichernd, einen so anderen pädagogischen Ansatz kennenzulernen, sondern auch emotional bewegend. Ich habe gesehen, dass es Bildungseinrichtungen gibt, die Kinder nicht in ein System aus Bewertungen und Anforderungen pressen – ein System, das viele Kinder überfordert und entmutigt.
Besonders berührt hat mich das, weil ich selbst als Kind eher ruhig war und nicht immer in das System der Regelschule gepasst habe. Wer als stilles Kind im Unterricht nicht auffällt oder sich nicht ständig meldet, wird oft unterschätzt. Das beeinflusst die Noten – und leider auch das Selbstwertgefühl. Deshalb war es für mich umso schöner zu erleben, wie viel Vertrauen und Freiraum Kindern im Montessori-System gegeben wird.
Leben in Österreich
Gemeinsam mit einer meiner Mitschülerinnen habe ich in Stadl-Paura gelebt. Wir hatten bei einer sehr freundlichen Gastgeberin ein Zimmer im Haus gemietet. Obwohl gewisse Dinge wie Kochen oder Wäschewaschen eigentlich nicht inbegriffen waren, durften wir ihre Küche mitbenutzen und wurden sehr herzlich aufgenommen. Die anfängliche Sorge, bei „Fremden“ zu wohnen, hat sich schnell aufgelöst – es war eine unkomplizierte und schöne Wohngemeinschaft.
Da es keine gute Bus- oder Bahnverbindung nach Lambach gab, konnte ich mir von der Leitung des Kindergartens ein Fahrrad leihen und damit zur Arbeit fahren – eine schöne und praktische Lösung.
Freizeit und Reisen
Neben dem Praktikum haben wir auch viel von der Umgebung gesehen. Besonders schön waren unsere Ausflüge zum Traunfall und zum Traunsee in Gmunden, wo wir E-Boot gefahren sind. In Linz besuchten wir ein großes Einkaufszentrum, und ein Wochenende verbrachten wir sogar in Prag – mit Bus und Bahn war die Reise unkompliziert und dauerte nur etwa fünf Stunden. Auch einen Tagesausflug nach Wien konnten wir unternehmen.
Leider wurde ich nach dem Prag-Wochenende krank. In dieser Situation hat mich Frau Gerti Wurm, unsere Erasmus-Koordinatorin, sehr unterstützt. Sie organisierte den Arztbesuch und fuhr mich sogar persönlich dorthin – eine große Hilfe, für die ich sehr dankbar bin.
Fazit
Alles in allem war das Auslandspraktikum eine großartige Erfahrung. Ich konnte nicht nur eine andere Form der pädagogischen Arbeit kennenlernen, sondern auch viele neue Eindrücke sammeln – beruflich wie privat. Auch wenn Österreich vielleicht nicht sofort, wie ein aufregendes Reiseziel klingt, war es für mich eine sehr wertvolle und prägende Zeit, die ich nicht missen möchte.
Von Elena Tsarouchas, Ausbildungsklasse Erzieher:innen