Vom Brückenbauen und Brückenschlagen an der MES

Stellen Sie sich vor, Sie sind bei einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Max Eyth Schule (MES), die mit großer Begeisterung in die Rolle von Bauingenieuren schlüpfen. In kleinen Teams entwerfen sie eine Brücke aus Holz, bestimmen die Form und gestalten sie mit handwerklichem Geschick. Der Geruch des frischen Holzes erfüllt den Raum, während sie sich intensiv über die besten Lösungen austauschen und schließlich gemeinsam und stolz eine tragfähige Konstruktion erschaffen.

„Das soll Schule sein?“, möchte man fragen. Aber ja, diese handwerkliche Aktivität fand im Rahmen der ersten Woche der Berufseinstiegsschule statt. Jeden Tag durften die neuen Schülerinnen und Schüler einen anderen Fachbereich kennenlernen. Ziel dieser Maßnahme war es, die Klassen nach den „Schnuppertagen“ entsprechend ihren Fähigkeiten und Neigungen zusammenzustellen – eine Schulwoche als Motivationsbuffet, sozusagen. Außerdem wurde den Lernenden geholfen, sich in dem ungewohnten Umfeld besser zurechtzufinden und Unsicherheiten abzubauen.

Analog zu den Holzbrücken, die die Schülerinnen und Schüler bauten, gelang es den engagierten „Holz“-Lehrkräften Andreas Stölting und Olaf Hilgendorff zudem, emotionale Brücken zu schaffen. In einem kreativen Prozess mussten die Teams viele Herausforderungen meistern: Sprachbarrieren überwinden, konträre Meinungen aushalten und technische Fragen zur Stabilität der Konstruktion klären. Was nach Problemen klingt, ist für Stölting und Hilgendorff die Chance, die jungen Menschen kennenzulernen und gleichzeitig miteinander in Kontakt zu bringen.

Das Verständnis dafür, dass jeder Einzelne für sein Handeln verantwortlich ist und seinen eigenen Weg in die Zukunft gestalten kann, wurde während der Orientierungswoche gestärkt. Die beteiligten Lehrkräfte boten verschiedene Ansätze zur Problemlösung an, sodass alle selbst entscheiden konnten, welche Wege sie einschlagen möchten. Hautnah erfuhren die Schülerinnen und Schüler in den Werkstätten oder in den Küchen und Hauswirtschaftsräumen, was es bedeutet, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung für sich selbst und das Team zu übernehmen.

Die MES, ausgezeichnet als „Startchancen Schule“, bietet ein vielseitiges Spektrum an schulischen Vorbereitungen für das Berufsleben an – von der Berufsvorbereitung ohne Schulabschluss bis hin zu dualen Berufsfachschulen mit Studienbefähigung und dem Abitur.


Nicht immer sind die Wege der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ganz klar und eindeutig. Eine Orientierung, welche berufliche Richtung überhaupt für jeden Einzelnen passt, ist deshalb ein erster wichtiger Schritt. Ohne es zu merken, bauten die Neuen in der ersten Woche also tatsächlich zwei Brücken: eine sichtbare aus Holz und eine unsichtbare – in die Zukunft.

Antje Hanke, Pressreferentin des MES