Eine Woche „Marmeladenfrühstück“

13 SchülerInnen der einjährigen Fachschule Agrarwirtschaft der Max-Eyth-Schule, Berufsbildende Schulen in Schiffdorf, besuchten eine Woche lang die französische Partnerschule in der Bretagne, um sich über die Europäische Agrarreform auszutauschen.

Zeitig um 8:30 Uhr begann jeden Tag der Woche ein umfangreiches Programm für die reisende Schülerschaft mit dem landwirtschaftlichen Schwerpunkt. Aber kein Grund, mitleidig zu sein. Mit LandwirtschaftsschülerInnen aus dem französischen Lesneven, der Schiffdorfer Partnerschaftsschule Iréo, traf sich die Klasse in der Bretagne, um sich über die praktische Umsetzung der europäischen Agrarreform 2023 auszutauschen – und um das Land und seine Kultur zu genießen. Natürlich inklusive stilechtem Marmeladenfrühstück, das die Reisenden gerne gegen ihre deutschen Mettwurststullen tauschten. Da kann man schon neidisch werden.

Großzügig unterstützt worden sei die Klassenfahrt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, betont Frau Dr. Wiebke Icken, begleitende Lehrerin der Max-Eyth-SchülerInnen. Die 9 Jungen kamen in schuleigenen Unterkünften des Internats unter, die 4 Mädchen waren in Gastfamilien untergebracht, deren Söhne die Landwirtschaftsschule in Lesneven besuchen.

Die angehenden landwirtschaftlichen Wirtschafter merkten schnell: Die Umsetzung der Europäischen Agrarreform (GAP 2023) bereitet französischen und deutschen Landwirten ähnliche Sorgen. Verstärkt wird auf beiden Seiten auf ein höheres Maß an Tierwohl, geringere Wirtschaftsintensität und auf eine höhere Artenvielfalt geachtet. Bei der Fördersumme für Junglandwirte liegen die Franzosen vorne und auch kleinere Betriebe mit weniger als 20 ha Nutzfläche kommen mehr zur Geltung.

Einen praktischen Eindruck bekamen die Lernenden bei der Besichtigung verschiedener Milchvieh- und ökologisch wirtschaftenden Betriebe. Einige neue kreative Ideen der französischen Landwirte, wie z. B. ein überdachtes Fahrsilo für Gras- und Maissilage, wurden unter den SchülerInnen heiß diskutiert. Auch der Anbau von biologischem Gemüse war für die meisten aus der Klasse Neuland. Besonders interessant war die Besichtigung der Experimental Station Staint Pol de Léon – „CATE“. Die Bewirtschaftungsintensität in klimatisierten „Glashäusern“ hat für Staunen unter den Mitreisenden gesorgt. 30 kg Tomaten pro m² werden hier geerntet.

Einen Einblick in das einzigartige System des Schweinemarktes auf dem bretonischen Porc Market durfte ebenfalls nicht fehlen. Hier werden wöchentlich die Schweinepreise für ganz Frankreich nach Angebot und Nachfrage verhandelt. Neben den agrarfachlichen Eindrücken rund um Rinderhaltung, Gemüseanbau und Schweinehandel begeisterte die SchülerInnen auch der Besuch einer Schildkrötenfarm und die Besichtigung des Oceanapolis. Ein Versteckspiel vor der malerischen Kulisse am bretonischen Strand von Ménéhem Village entwickelte sich zu einem kleinen, aber besonderen Highlight, das die Max-Eyth-SchülerInnen wohl nicht so schnell vergessen werden.

Am vorletzten Abend feierten schließlich alle zusammen eine bretonische Party, auf der spontan einstudierte, traditionelle Tanzschritte für gute Stimmung sorgten. Vielleicht weckte das traditionelle, herzhafte Fleischgericht Kik Ha Farz nach den sonst recht süßen Mahlzeiten zumindest ein bisschen Heimweh. Bei der Rückfahrt nach Deutschland mit vielen eindrucksvollen Erinnerungen im Gepäck waren sich viele SchülerInnen jedenfalls einig: „Am meisten freue ich mich auf ein schönes Schwarzbrot mit Mettwurst“. Genug also des Süßen, Marmelade gegen Mettwurst. Der Austausch fängt eben schon beim Frühstück an.

Text: Antje Talea Hanke